„Psychisch Kranke haben keine Lobby!“
Psychische Erkrankungen werden im österreichischen Gesundheitssystem immer noch weniger beachtet als andere Beschwerden. Das wurde bei einem Expertengespräch zum Thema: „Quo vadis, Psychiatrie“ klar. Univ.-Prof. DDr. Hans-Peter Kapfhammer, Universitätsklinik für Psychiatrie in Graz: „Grund dafür ist, dass psychisch Kranke das schwächste Glied unserer Gesellschaft sind. Sowohl in finanzieller als auch in sozialer Hinsicht. Noch immer sind Vorurteile weit verbreitet. Ursachen sind vielfach falsche Vorstellungen über das Wesen dieser Erkrankungen. Hier ist umfassende Aufklärung notwendig! Die Angst, gebrandmarkt zu werden, hält viele Betroffene davon ab, Hilfe zu suchen.“
Ein Teufelskreis, der zum persönlichen Leid noch unzureichende Behandlung für viele Patienten bedingt. Dabei gibt es in der Psychiatrie gleich gute Heilerfolge wie in jedem anderen medizinischen Fach!
„Psychisch Kranke haben in der Regele keine Lobby – das erklärt, warum man an ihnen zuerst spar, wenn von Verringerung der Kosten im Gesundheitswesen die Rede ist oder Versorgungsleistungen aus den Kassenkatalogen herausfallen“, so Prof. Kapfhammer weiter. Tatsächlich haben Berechnungen ergeben, dass fehlende Versorgung, wie etwas im Falle von Depression oder Schizophrenie, Folgekosten verursacht, die sich z.B. in Krankenständen, Frühpensionen und Rückfällen niederschlägt – ganz zu schweigen von den Belastungen durch die Krankheit selbst. Prof. Kapfhammer: „Für Informationskampagnen werden seitens der Ministerien jährlich hunderte Euro ausgegeben. Bedenkt man, dass doppelt so viele Menschen durch Suizid ums Leben kommen wie im Straßenverkehr, liegt die Frage nahe, warum die Enttabuisierung der Depression keine Info-Kampagne wert ist…“
Prof. Kapfhammer