Diskriminierung wird oft zu Stigmatisierung
Meine Erfahrungen
Mit zehn Jahren kam ich in die Psychiatrie, als ich wieder zu Hause war begann es mit dem Mobbing. „Psychopathin, Gestörte, Mamakind, Angsthase,…!“ Waren noch die harmlosesten Formen der Beschimpfungen. Ich dachte, dass das vorbei geht, dass sie es irgendwann vergessen würden, aber es kam leider anders.
Telefonterror, Drohungen, usw. … Einmal schlitze man mir sogar in der Schulgarderobe meine Winterjacke auf. Und der beste Spruch den ich jemals hörte war von meiner Handarbeitslehrerin vor allen Schülern „Also Martina, seit der Psychiatrie bist du viel normaler geworden!“
Was auch sehr schwer für mich war, war, dass ich dachte, dass ich ganz alleine auf dieser Welt mit so einem Problem bin.
2005 hatte ich dann meinen ersten Psychiatertermin. Die ersten paar Wochen schaute ich immer, dass niemand sieht, dass ich da jetzt rein gehe. Zum Teil hatte ich auch eine Mütze und eine Sonnenbrille auf.
Umso öfter ich zu meinem Psychiater ging, desto mehr Menschen lernte ich kennen, die das gleiche Problem hatte und ich hörte auch mich zu verkleiden. Ich wurde selbstbewusster. Den „normalen“ Menschen gegenüber, verhielt ich mich, als ob das, dass normalste der Welt sei, zum Psychiater zu gehen. Und umso problemloser ich damit umging, desto weniger blöde Sprüche kamen und wenn doch, kamen blöde Sprüche von mir zurück.
Beispiel:
Ich saß in meinem ehemaligen Stammcafe und sagte ganz unberührt „Ich muss schnell zum Psychiater, bin aber in einer halben Stunde wieder da!“ Von einer Person kam dann „Was willst den bei einem Psychiater, spinnst du?“ Ich meinte ganz nebenbei „Da wo euer Horizont mit normalen Gesprächen aufhört, das berede ich mit meinem Psychiater!“
Vor ein paar Monaten kam allerdings klärte mich eine sehr übergescheite Person auf, dass ich als psychisch Kranke nie einen Chef finden würde, der mich einstellt. Das kam wie eine Ohrfeige und hat mich wieder in ein tiefes Loch gebracht. Seitdem traue ich mich fast nicht mehr unter Menschen und wenn, dann nur wenn Mama dabei ist. Sie ist die Person der ich vertrauen kann, dass sie mich jederzeit nach Hause fährt.
Es ist kein Wunder, dass sich psychisch Kranke immer mehr zurückziehen, da einfach die Akzeptanz fehlt und es viele „Trampel“ auf dieser Welt gibt, die einen mit der kleinsten Bemerkung fertig machen.
Darum ist es sehr wichtig, Freunde zu haben/finden, die Verständnis haben. Seit von Anfang an ehrliche zu diesen Personen. Wer es nicht versteht, soll es bleiben lassen, das sind keine richtigen Freunde.
Ich würde mir wünschen, dass wir vielleicht auch in diesem Forum Freunde, wahre Freunde finden und die Stigmatisierung nicht so viel Chance hat!
Mein Ziel ist es auch Forentreffen zu organisieren, wo sich Angehörige, aber auch Betroffene mal zu einem netten Nachmittagscafe treffen, sich austauschen, keine Ausgrenzung erfahren, weinen wenn einem danach zu mute ist, einfach so sein wie man ist und trotzdem akzeptiert zu werden!